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Channel: stadt.labor - Plattform zur kritischen Stadtentwicklung » Wipkinger Viadukt
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Affront für Quartier und ehemalige Nutzer

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Das Wipkinger Viadukt dürfte nach dem Ende der Renovation im Sommer 2005 nochmals längere Zeit leer stehen – oder mit Parkplätzen verstellt werden. Ausserdem droht ohne Unterstützungsmassnahmen für das quartierbezogene Kleingewerbe und für finanzschwache Betriebe eine eintönige Ausgangs-, Galerien- und Shopping-Meile.

Letzten Sonntag schloss der Bogen 13 als letztes Lokal im Wipkinger Viadukt seine Türen. Wie an einer offenen Diskussion mit VertreterInnen von SBB und Stadt im stadt.labor anfangs November bekannt wurde, dürften die Bögen nach dem Ende der Renovation im Sommer 2005 jedoch nochmals mindestens ein Jahr leer stehen – oder als Parkplätze dienen. Die NutzerInnen, die das Viadukt erst zu dem begehrten Ort gemacht haben, der er heute ist, hätten also durchaus noch länger im Viadukt bleiben können, wenn denn die SBB und Stadt ihre Planung besser koordiniert hätten. Dies ist ein unglaublicher Affront gegen die ehemaligen NutzerInnen, das Quartier und alle, die bestrebt waren gemeinsam mit der SBB und der Stadt eine gute Lösung zu finden.
Noch viel problematischer ist aber die Frage der Zusammensetzung der zukünftigen NutzerInnen der Viaduktbögen. Bis heute sind noch keine Regelungen gefunden, um auch finanzschwache Nutzungen zu ermöglichen. Mit den gegenüber heute fünf Mal höheren Mieten werden die meisten quartierbezogenen Einrichtungen, Handwerksbetriebe und das Kleingewerbe kaum überlebensfähig sein. Begrüssenswert wäre es, wenn die Stiftung zur Erhaltung von preisgünstigem Wohn- und Gewerberaum (PWG) alle Viaduktbögen im Baurecht übernimmt. Mit Skepsis schätzen wir dagegen die Beteiligung der Nüesch Development AG ein, welche im Abschnitt zwischen Limmat- und Heinrichstrasse – im so genannte Abschnitt 1 – nach Investoren sucht. Das Entwicklungsbüro, welches sich unter anderem bei Grossprojekten wie dem Shopping-Center Westside in Bern hervortat, sieht nach eigenen Angaben auch multinationale Kleiderketten wie Diesel als mögliche Mieter vor. Der von Zürich West ohnehin schon stark unter Druck stehende obere Teil des Kreis 5 braucht alles andere als schicke Kleiderläden. Unter dem Druck der Gentrification verschwanden in den letzen Jahren diverse Lebensmittelläden, Handwerksbetriebe, Metzgereien usw.,  welche Bars und anderen Trend-Lokalen Platz machen mussten. Wäre durch die höheren Mieten von ein paar wenigen Shops im Abschnitt 1 eine Quersubventionierung für den Rest des Viadukts möglich geworden, so wäre dies vertretbar gewesen. Mit der angestrebten Lösung sehen wir aber ohne Unterstützungsmassnahmen für das quartierbezogene Kleingewerbe und für finanzschwache Betriebe rabenschwarz. Die einseitige Nutzung durch Gastronomie-Betriebe, Galerien, Bars und Kleiderläden à la Diesel über die ganze Viaduktlänge hinweg muss aber unbedingt verhindert werden. Die Stadt und die SBB sind gefordert.

Pressemitteilung vom stadt.labor, 2.12.2004


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